Erfahrungen bei der Haltung und Zucht von Cyclura Arten

von Schmidt Jürgen

 

Seit der ersten mir bekannten Nachzucht der Gattung Cyclura 1953 (Shaw, 1953) durch den Zoo in San Diego, wurde in den letzten 5 Jahren immer wieder von der erfolgreichen Nachzucht der Arten Cyclura cornuta und Cyclura nubila berichtet. (Ehrig, 1992-93, Blair, 1992)

Der Großteil der Zuchterfolge stammt aus den USA, wo sie häufig unter nahezu natürlichen Bedingungen in Freigehegen in Florida, Arizona oder Californien gelangen. Hingegen handelt es sich bei Zuchterfolgen unter künstlichen Verhältnissen oft um einmalige Ereignisse.

Paarung:

Die Paarungszeit der Cycluren fällt in die Monate Mai bis Juni. Manche Arten leben während der gesamten Fortpflanzungsperiode monogam wie z.B. Cyclura pinguis (Carey,1975), während die Männchen von anderen Arten wie z.B. Cyclura nubila sich mit mehreren Weibchen paaren.

Nach 30-50 Tagen Trächtigkeit legen die Weibchen ihre Eier ab. Röntgenaufnahmen von verschiedenen Weibchen haben gezeigt, daß 14-20 Tage vor der Eiablage die Eier noch nicht calcifiziert sind und somit auf den Bildern nicht zu erkennen sind. In diesem Entwicklungsstadium kann man bei kleineren Weibchen Bauch- und Schlängelbewegungen beobachten, diese dienen vermutlich dazu, die schnell wachsenden Eier in die richtige Position zu bringen. Man sollte dieses Verhalten nicht mit einer Legenot verwechseln, die ähnliche Symptome verursacht.

Eiablage:

Im natürlichem Biotop bevorzugen Cyclura-Weibchen zur Eiablage sandig-lehmigen Bodengrund, in dem sie bis zu 1,5 m lange Tunnel, bis in eine Tiefe von Ø 60 cm graben. Im Terrarien wurden von meinen Leguanen ausschließlich selbstgegrabene Eiablagekammern gewählt; künstliche Ablagekisten wurden stets ignoriert. Bevorzugt werden Nistplätze unter großen Steinen oder Wurzeln, die auf 25 - 30 °C temperiert und mäßig feucht gehalten werden. Unter diesen Bedingungen legen die Weibchen ohne Komplikationen ab. Die Eiablage erfolgt am Morgen oder am Abend und dauert zwischen 2 und 5 Stunden. Anschließend wird die Brutkammer vom Weibchen sorgfältig verschlossen, wobei viele Arten darauf achten, daß über den Eiern ein Luftraum bleibt. Die von mir gepflegten Cyclura nubila nubila haben ihre Eier vollständig eingegraben, während im Gegensatz dazu die Weibchen von Cyclura cornuta immer einen Luftraum über den Eiern freigelassen haben. Beobachtungen beim Ausgraben der Eier haben gezeigt, daß Cyclura-Weibchen vermutlich unter befruchteten und unbefruchteten Eiern unterscheiden können. Bei mehreren Eiablagen wurden oft zwei voneinander getrennte Brutkammern angelegt, in denen befruchtete und unbefruchtete Eier seperat abgelegt wurden. Dies dient vermutlich dazu, eventuelle Nesträuber zu täuschen, um wenigstens einen Teil der Brut zu retten.

Eine weitere Besonderheit unter den Cycluren ist, daß die Weibchen teilweise ihre Nistplätze bewachen und Nesträuber attakieren (Shaw,1969,1954, Ehrig,1992). Manche bewachen ihr Gelege nur wenige Tage, andere bis zum Ende der Brutdauer (3 Monate; Ehrig,1992) und helfen den Jungtieren sogar beim Schlupf. Die von mir gepflegten Weibchen bewachten das Gelege längstens 6 Wochen und nur ein einziges mal grub ein Weibchen nach 12 Wochen Inkubationszeit ein Loch an der Eiablagestelle. Unbefruchtete Gelege wurden nur max. 1 Woche bewacht.

Als Erstgelege werden bei jungen Weibchen 2-4 Eier abgelegt, die Eizahl kann bei älteren Tieren, großer Arten bis auf 23 Eier steigen ( Caray,1975); kleinere Arten legen maximal 10 Eier ab.

Die Eier von Cycluren unterscheiden sich von den Eiern anderer Iguaniden im wesentlichen durch ihre Größe, bei einer maximalen Länge von 85 mm und einem Gewicht von bis zu 110 g sind diese Eier die größten unter den Leguanen.

Die Eigröße schwankt zw. 62 mm bei kleineren Arten und 85 mm bei großen Arten, bei einem Durchmesser von 32-55 mm. Befruchtete Eier unterscheiden sich von unbefruchteten nicht nur durch Größe und Gewicht, sondern auch durch die deutlich erkennbare Keimscheibe, die einen Durchmesser von 23-35 mm hat.

Befruchtete Eier wiegen 65 -110 g und können während der gesamten Brutdauer ca. 25 % an Masse und Volumen zunehmen.

Inkubation:

Die Bruttemperatur scheint bei der Entwicklung von Cycluren-Eiern eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Im Gegensatz zu den Eiern von Iguana iguana reagieren diese auf Temperaturschwankungen nicht empfindlich.

Untersuchungen an Gelegen im natürlichem Biotop haben ergeben, daß an bewölkten kühleren Tagen die Temperatur in der Brutkammer bis auf 25°C sinken kann, jedoch an sonnigen, heißen Tagen bis auf 33°C ansteigt (Duval,1983, eigene Untersuchung 1994, Dom. Rep.)

Ob diese Temperaturen auch Auswirkungen auf das Geschlechtsverhältnis haben, ist noch nicht nachgewiesen. Bei einer Bruttemperatur von 30°C dauert es durchschnittlich 85-90 Tage bis die Jungtiere schlüpfen.

Etwa 14 Tage vor dem Schlupftermin bekommen die weichschaligen Eier Einbuchtungen ähnlich wie bei zu geringer Feuchtigkeit bei der Inkubation. 5-7 Tage vor dem Schlupf bilden sich kleine Wassertropfen am Deckel des Brutbehälters und 1-2 Tage vorher beginnen die Eier zu "schwitzen".

Schlupf:

Mit Hilfe eines Eizahns ritzen die Jungtiere einen Schlitz in die Eihülle, manchmal werden auch die Krallen zum Öffnen der Eihaut verwendet, um den Kopf ins Freie zu strecken. In dieser Position verharren die Jungtiere mehrere Stunden um sich dann nach und nach aus dem Ei zu befreien.

Nach ca. 18 Stunden sind die Leguane vollständig aus dem Ei geschlüpft. Die lange Schlupfdauer erklärt sich dadurch, daß die Jungtiere in diesem Zeitraum einen etwa Taubenei großen Dottersack in die Bauchhöhle aufnehmen, der ihnen in den ersten 5-7 Tagen als Nahrungsvorrat dient. Die Jungtiere beginnen nach 7-10 Tagen zu fressen. Erste wenn sie diese Hürde überwunden haben, gestaltet sich ihre Aufzucht als problemlos.

Im Terrarium erreicht Cyclura nubila die Geschlechtsreife bereits im 3-4 Lebensjahr; Cyclura cornuta hingegen erst im 5-6 Lebensjahr. Die Geschlechter sind bereits sehr früh gut voneinander zu unterscheiden.

Die Männchen haben deutlich ausgeprägte Hemipenistaschen und sind häufig größer als die Weibchen. Speziell bei Cyclura nubila nubila können die Männchen 1/3 größer werden als die Weibchen (Schwarz & Caray 1977).

Einfluß der Ernährung auf die Eiqualität:

Eigenen Untersuchungen der Eischale haben ergeben, daß das Calcium-Phosphor-Verhältnis und die Dicke der Eischale unmittelbar im Zusammenhang stehen. Diese Faktoren entscheiden offensichtlich über den Schlupferfolg oder -mißerfolg.

Das Weibchen (W2) das während der Aufbauphase regelmäßig mit Insekten oder Mäusen gefüttert wurde legte Eier mit einem günstigen Ca-P- Verhältnis und somit geringer Schalendicke ab. Das Weibchen (W1) dessen Eier eine größere Schalenstärke hatten, wurde nur mit Calzium und Mineralstoffpräparaten versorgt, da es keine Futtertiere annahm.(Tab 1)

Gelegegröße /

Weibchen

Anzahl d. unter-suchten Eier (befruchtet)

Ca (%)

P (%)

Mg (%)

Ca:P-Verhältnis

Schalendicke in mm

Schlupfrate (%)

5 / W1

4

19,2

1,3

0,42

1 : 0,07

0,17

20

9 / W1

7

17,3

1,4

0,43

1 : 0,08

0,16

22

9 / W2

7

8,4

2,6

0,24

1 : 0,31

0,12

0, überhitzt

7 / W1*

5

8,9

2,2

0,23

1 : 0,25

0,11

71

6 / W1

3

18,2

1,2

0,41

1 : 0,07

0,17

33

8 / W2

5

9,2

2,3

0,25

1 : 0,25

0,11

50

Tabelle 1, * bei diesem Gelege wurde das Weibchen zusätzlich mit Fisch u. Gammarus gefüttert, da es Mäuse verweigerte.

Tabelle2.gif (6364 Byte)

Grafik1

Literatur:

SCHMIDT, J. (1995) Erste Erfahrungen bei der Nachzucht von Cyclura cornuta. Iguana Rundschreiben 8 (15) 1995: 34-38

REHÁK, I. (1994) Breeding and ethology of the Cuban ground iguanas, Cyclura nubila, at Prague Zoo. Gazella 21: 61-78

SCHMIDT, J (1994) Erfahrungen bei der Nachzucht von Cyclura nubila nubila (Kuba Wirtelschwanzleguan). Iguana Rundschreiben 7 (13) 1994: 17-26

EHRIG, R.W. (1992 a-c, 1993 a-b) The captive husbandry and propagation of the Cuban Rock igunana, Cyclura nubila. Part 1-5. Iguana Times

DUVAL, J.J, (1983) Recommendations for the Captive Management of West Indian Rock Iguanas (Cyclura). p.p. 181-196 Proc. Sixth Symp. on Captive Propagation and Husbandry. Thurmont, Maryland, U.S.A.

SCHWARZ, A. & CAREY, M.W. (1977) Systematics and evolution in the West Indian Iguanid genus Cyclura. Studies on the fauna of Curacao and other Caribbian Islands. No. 173: 15-97

CARAY, W.M. (1975) The Rock Iguanas, Cyclura pinguis, on Anegada, British Virgin Islands, with notes on Cyclura ricordi and Cyclura cornuta on Hispaniola. Bulletin of the Florida State Museum. biol. Sci., 19: 189-233

SHAW, C.E. (1969) Breeding the Rhinoceros Iguanas, Cyclura cornuta cornuta at San Diego Zoo. International Zoo Yearbook. 9: 45-48

SHAW, C.E. (1953) Captive-bred Cuban Iguanas, Cyclura macleayi macleayi. Herpetologica 10: 73-78